Premiere »Bovary« vom Staatsballett Berlin

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Besuch am 20.Oktober 2023 in der Deutschen Oper Berlin

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Tanzstück von Christian Spuck nach dem Roman von Gustave Flaubert
Musik von Camille Saint-Saëns, Thierry Pécou, György Ligeti u.a.

„Gustave Flauberts Roman Madame Bovary zählt zu den Meisterwerken der Weltliteratur und weist den Weg in die literarische Moderne. Mit der Veröffentlichung im Jahr 1856 löste der französische Schriftsteller einen Skandal aus. Man warf ihm «Verherrlichung des Ehebruchs» vor und klagte ihn an wegen «Verstoßes gegen die öffentliche und religiöse Moral sowie gegen die Sittlichkeit». Der Roman erzählt die Geschichte einer jungen Frau vom Land, die mehr will vom Leben als das erstickende Provinzdasein an der Seite eines kleinbürgerlich ambitionslosen Ehemanns. Emma Bovary begehrt auf gegen ihre Ehe, nimmt sich Liebhaber, verliert sich in Träumen von Leidenschaft, Luxus und Ausschweifung – und scheitert. Sie verschuldet sich heillos, ruiniert ihre Familie und begeht Selbstmord, indem sie Gift nimmt….“ Staatsballett Berlin

© Serghei Gherciu

Besetzung zur Premiere am 20.10.23:

Choreographie und Inszenierung  Christian Spuck; Bühne  Rufus Didwiszus; Kostüme  Emma Ryott; Licht  Martin Gebhardt; Dramaturgie und Libretto;  Claus Spahn; Video  Tieni Burkhalter; Sprecherin  Marina Frenk

Musikalische Leitung  Jonathan Stockhammer; Klavier  Adrian Oetiker; Orchester der Deutschen Oper Berlin

Es tanzen: Emma Bovary  Weronika Frodyma – Charles Bovary  Alexei Orlenco – Léon, Liebhaber  Alexandre Cagnat – Rodolphe, Liebhaber  David Soares Félicité, Emmas Dienstmädchen  Vivian Assal Koohnavard Monsieur Homais, Apotheker Matthew Knight Monsieur Lheureux, Warenhändler  Dominik White Slavkovský Monsieur Guillaumin, Notar  Dominic Whitbrook Monsieur Tuvache, Bürgermeister  Wolf Hoeyberghs Monsieur Hareng, Gerichtsvollzieher  Ross Martinson u.w.

© Serghei Gherciu

Besuchsbericht:

Der Vorhang hebt sich, die Lichtstimmung und die Farben erinnern an die erste Inszenierung Christian Spucks für das Staatsballett Berlin (Messa da Requiem) die Farbtöne der Bühne und der Kostüme sind ebenfalls wie dort überwiegend in Erdtönen gehalten.Die Bühne ist zweigeteilt, der hintere Teil ist durch eine Wand abgetrennt und wird passend durch das Öffnen der Trennung Teil der Handlung. Dies zum äußeren ersten Eindruck.
Die Choreografie bespielt die ganze Bühne und gibt den Tänzern einen großen Bewegungsraum, der von den Soli und Paaren ebenso wie von größeren Gruppen voll genutzt wird. Die einzelnen Szenen werden eingeleitet und dann getanzt nach Zitaten aus Floberts Roman „Bovary“.
Eindrucksvolle Szenen entstehen damit, Stimmungen wie Freude, Trauer, Einsamkeit, Enttäuschung beim Tanz der Paare und in den Gruppen als Reaktion auf die sie umgebende Gesellschaft, gleich wie grenzenlose Trauer und Entsagung. Das steigert sich zum Schluss in tief traurigen Darstellungen des verzweifelten Sehnens nach einer Erlösung und führt damit in den qualvollen langen Weg zum Tod durch Gift.
Das war einen eindrucksvolle Choreografie in der Handschrift von Christian Spuck, so kann es weitergehen mit dem Staatsballett Berlin. Damit ist klar und die Handschrift für die Zukunft demonstriert. Langanhaltender Beifall belohnt die Leistung der Inszenierung, des Orchesters, der Solisten und des gesamten Staatsballetts Berlin.

Peter Dahms [www.TanzInfo-Berlin.de / www.dahms-projekt.de/wordpress ]

Titelfoto: © Serghei Gherciu; Weitere Fotos: © Serghei Gherciu