Premiere „Médée“

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Tragédie mise en musique (1693)
Musik von Marc-Antoine Charpentier Text von Thomas Corneille

Besuch der Premiere am 19. November 2023 in der Staatsoper Unter den Linden

Weitere Vorstellungen:
23. November 2023 19.00 Uhr ;25. November 2023 19.00 Uhr ;30. November 2023 19.00 Uhr 2. Dezember 2023 19.00 Uhr …. und weitere

„Schon unter den Zeitgenossen gab es Stimmen höchsten Lobes: Unzweifelhaft sei Marc-Antoine Charpentiers »Médée« dasjenige Werk nach dem Tode Lullys – dem Begründer der französischen Oper zur Zeit des Sonnenkönigs –, in dem ein besonderes Können zutage tritt. …“ (Staatsoper Unter den Linden)

Besetzung:

Musikalische Leitung Simon Rattle – Inzenierung Peter Sellars – Bühnenbild Frank Gehry – Kostüme Camille Assaf – Licht James F. Ingalls – Einstudierung Chor Dani Juris – Dramaturgie Antonio Cuenca Ruiz

Médée Magdalena Kožená – Jason Reinoud Van Mechelen – Créon Luca Tittoto – Créuse Carolyn Sampson – Cléone, L’Amour Jehanne Amzal …u.w

STAATSOPERNCHOR –
FREIBURGER BAROCKORCHESTER

Zum Inhalt:

PROLOG
„Die Oper beginnt mit einem Lobgesang auf den König, der viele Kriege angezettelt hat, weil er versucht, der Welt Frieden zu bringen. Die Menschen beten, dass eine riesige Wolke herabsteigt und ihr Schicksal offenbart. Der Sieg (Victoire) in Gestalt der Königstochter Créuse entsteigt der Wolke, um dem Helden Jason, der das Goldene Vlies triumphierend in ihr Land gebracht hat, ihre Liebe anzubieten. …“
ERSTER AKT
„Medea und ihre Kinder werden in einem Internierungslager festgehalten, wo sie auf einen drohenden Abschiebungsbefehl warten. In der Zwischenzeit hat ihr Ehemann Jason ein Liebesbündnis mit der Königstochter Créuse geschlossen, die auch anbietet, sich um die Kinder zu kümmern. Medea ist verletzt und gedemütigt, getrennt von ihren Kindern und öffentlich getrennt von Jason, dem einzigen Mann, den sie je geliebt hat. …“
ZWEITER AKT

© Ruth Walz

„Der König verlangt von Medea, das Land sofort zu verlassen. Obwohl sie, wie die meisten Immigranten, nicht gegen das Gesetz verstoßen hat, erfüllt ihre bloße Anwesenheit die Bevölkerung mit Angst und Schrecken. Doch Medea will nur mit Jason gehen. Der König und Medea sind überrascht; sie singen ein ergreifendes Duett, während sie sich vorstellen, wie sie von Jason verlassen wurden. Medeas Verbrechen bestand darin, dass sie ihre magischen Kräfte einsetzte, um Menschen zu vernichten, darunter auch ihren eigenen Bruder, um Jason zu helfen, das Goldene Vlies zu stehlen. …“

DRITTER AKT
„Oronte solidarisiert sich nun mit Medea: Beide wollen, dass Jason das Land verlässt. Aber Medea zwingt auch Oronte, sich der Realität zu stellen. Créuse liebt ihn nicht, und was für Medea noch schlimmer ist: Es sieht so aus, als ob Créuses Liebe zu Jason echt ist. »Wer hätte geglaubt«, singen sie gemeinsam, »dass das reine Feuer meiner Liebe mit verbrecherischer Undankbarkeit vergolten werden würde. …“

PAUSE
VIERTER AKT
„Créuse kann keinen Tag länger warten, bis Medea endlich das Land verlässt, um ihr neues gelbes Kleid anzuprobieren. Tatsächlich hat das Anziehen von Medeas verzaubertem Kleid begonnen, sie zu verändern. Ihre Vertraute Cléone kann spüren, dass ihre Herrin neue Kräfte gewonnen hat. Jason ist erschrocken und fühlt sich plötzlich angezogen, als er eine neue Frau in Medeas unvergesslichem ikonischem Kleid sieht. …“

© Ruth Walz

FÜNFTER AKT
„Medea spricht mit ihren Kindern. Sie fragt sie, ob sie Verbrecher sind wie ihr Vater und ob sie es verdienen, zu leben. Sie sieht den Blick in ihren Augen und fragt sich, ob die Genugtuung, Jason leiden zu sehen, den Preis ihres Lebens wert ist. Die Kinder laufen von ihr fort. Créuse bringt ihren Vater zu Medea. Er hat seine geistigen Fähigkeiten verloren und wird von plötzlichen Gewaltausbrüchen heimgesucht. …“
von Peter Sellars
[Staatsoper Unter den Linden – Programmtext ]

Besuchsbericht:

Eine immer wieder ergreifende Erzählung und interpretierte Tragödie aus dem Barock, MEDEA, die Rächerin, erzählt von Marc-Antoine Charpentier, erstmals aufgeführt 1693 am Hofe in Paris.
Peter Sellars erzählt seine Version in der Staatsoper Berlin. Er transferiert seine Vorstellungen dazu in die heutige Realität der Migranten in Mittelamerika. Nichts hat sich bis heute geändert. Die Bühne zeigt sich entsprechend in Zitaten aus diesem Umfeld der Migration in Ausstattung und Kostüm. Für die Musik hat Sir Simon Rattle sein Ensemble in der Form des Barock zusammengestellt.
Die Bühne betont in ihrer Kargheit nur die wesentlichen Elemente, die die Botschaft des Medea-Mythos durch Elemente aus der heutigen Zeit erklärbar machen. Die Botschaft ist auf das Wesentliche konzentriert. Medea die Mutter, die ihre Kinder tötet, Medea die Weltenzerstörerin, Medea die Rächerin, Medea die Zauberin …
Eindrucksvolle Szenen wechseln sich ab, unterstützt von der dramatischen Musik vom Barockensemble mit ihren Barockinstrumenten, eindringliche Stimmen im Ausdruck der Prophezeiungen und der Drohungen. Peter Sellars hat ein düsteres Bild von Gewalt, Tragik und Untergang zusammengestellt.
Die für eine heutige Oper sehr lange Aufführungsdauer wird zwar durch eine Pause
nach zwei Stunden unterbrochen, aber es folgt ein zweiter Teil von etwa einer Stunde. Das Publikum bleibt gefesselt und belohnt das Ensemble mit begeistertem Applaus nach dem Ende der Vorstellung. Die Aufführung hat gefesselt und begeistert, das war keine Oper, das war ein reines Schauspiel des Barock mit allen seinen Eigenheiten, Tragik, Schicksal, Mythos, Glaube und Mitgefühl…
[Peter Dahms [www.OpernInfo-Berlin.de / www.Dahms-Projekt.de/Wordpress]

Titelfoto © Ruth Walz
Weitere Fotos © Ruth Walz