„DAWSON“ vom Staatsballett Berlin

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PREMIERE am Sonntag, den 26-September 2021 um 18:00 UHR in der Deutsche Oper Berlin

CITIZEN NOWHERE
Musik: Szymon Brzoska (Urauff 12. Febr. 2017)

VOICES Uraufführung
Musik: Max Richter
Bühne: Eno Henze
Kostüme: Yumiko Takeshima
Licht: Bert Dalhuysen

Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts Berlin

„David Dawson zählt zu den international gefragten Choreographen der aktuellen Tanzszene. Er ist festes künstlerisches Mitglied des Niederländischen Nationalballetts und arbeitet als Hauschoreograph des Semperoper Balletts und des Königlichen Balletts Flandern. Seine Ballette wurden in über 25 Ländern aufgeführt und mit zahlreichen Preisen und Nominierungen geehrt, u.a. mit dem Prix Benois de la Danse als bester Choreograph 2002) und der Goldenen Maske (2005)“ [Staatsballett Berlin].


Besuchsbericht:

Wieder ein volles Haus, ein lange vermisster Zustand. Die Saison beginnt und die CORONAR-Einschränkungen wurden gelockert. Alles läuft generalstabsmäßig ab. In einem großzügigen Zeitfenster werden die Zuschauer gesteuert, es wird kontrolliert nach 3G-Regeln und das Haus füllt sich. FFP2 Maske muss getragen werden, am Platz nicht mehr, nur beim Applaus wieder anziehen!!! Ja wirklich. Wenn dann Alles in den vorgeschriebenen Bahnen läuft, dann kann es ja losgehen.
… und endlich, die Stimmung ist wieder da, endlich live in der lange vermissten Atmosphäre.
Das erste Stück ein Solostück, auf der großen leeren Bühne, eine große Projektionsfläche auf der Bilder, Worte und einzelne Buchstaben wechseln und davor eine rasante, raumgreifende Performance. Ein Bild von Einsamkeit, Flucht und Verfolgung. Erschrecken, Ausweichen und Hoffnungslosigkeit. Mitreißend und Mitfühlend zu Beobachten.


CITIZEN NOWHERE

„Das Solostück CITIZEN NOWHERE von 2017 ist eine 20-minütige ‚Tour de force‘ für einen Tänzer, die bei der Premiere von Solotänzer Olaf Kollmannsperger absolviert wird. In ihrer Thematik ebenso gesellschaftspolitisch wie VOICES beschäftigt sich die Arbeit mit dem Gefühl der Verlorenheit des Individuums in einer Zeit der Weltgeschichte, in der Menschen, vollkommen einsam, in »eine moderne Zwangslage geraten, sobald sie, vielleicht auf der Flucht, mit dem Status der Staatenlosigkeit ihre tatsächliche Existenz infrage gestellt sehen.« Inspiriert von »Der kleine Prinz« verleiht dieses Solostück der Philosophie von Antoine de Saint-Exupéry körperlichen Ausdruck.“[Staatsballett Berlin]

(c) Yan_Revazov_

Das nächste Stück ist das Gegenteil, vierzehn Tänzerinnen und Tänzer befinden sich auf der Bühne und erfassen mit ihren Figuren den gesamten Bühnenbereich. Aus dem Hintergrund ertönt eine Stimme, die aus den Erklärungen der Menschenrechte der Vereinten Nationen Passagen und Aussagen, die einzelnen Artikel zitiert und in die Sprachen der Welt übersetzt. Die sachlichen Inhalte der einzelnen Artikel werden in Tanzfiguren und Emotionen umgesetzt dargestellt.
Einen Zwischenapplaus erhält die wieder aktiv auf der Bühne stehende Polina Semionova.


VOICES Uraufführung

„Die musikalische Grundlage bildet Max Richters Komposition VOICES von 2020. Der Komponist beschäftigte sich mehrere Jahre lang mit der Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 und gab dem Wortlaut der ersten Artikel dieser Resolution vielstimmigen Ausdruck“ [Staatsballett Berlin]

(c) Yan_Revazov

Zum Abschluss des Abends werden alle Darsteller mit frenetischen, stehenden Applaus bedacht. Das erscheint wie die Demonstration einer Befreiung aus den Einschränkungen der letzten Monate.

Peter Dahms [www.TanzInfo-Berlin.de]

Alle Fotos (c) Yan_Revazov