Premiere „Anna Bolena“

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von der Deutsche Oper Berlin – Besuch der Premiere am 15. Dezember 2023

Gaetano Donizetti (1797 – 1848)

Anna BolenaTragedia lirica in zwei Akten
Libretto von Felice Romani nach „Henri VIII.“ (1791) von Marie-Joseph de Chénier und „Anna Bolena“ (1788) von Alessandro Pèpoli.
Uraufführung am 26. Dezember 1830 im Teatro Carcano in Mailand
Premiere am Opernhaus Zürich am 5. Dezember 2021
Premiere an der Deutschen Oper Berlin am 15. Dezember 2023

3 Stunden 20 Minuten / Eine Pause

In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Musikalische LeitungEnrique Mazzola; Inszenierung David Alden, Bühne, Kostüme Gideon Davey; Licht Elfried Roller Choreografie Arturo Gama Video Robi Voigt Chöre Jeremy Bines Dramaturgie Michael Küster Jörg Königsdorf

Mit: (zur Premiere)

Enrico VIII.Riccardo Fassi – Anna Bolena Federica Lombardi – Giovanna Seymour Vasilisa Berzhanskaya Lord Rochefort Padraic Rowan – Lord Riccardo Percy René Barbera – Smeton – Karis Tucker – Sir Hervey Chance Jonas-O’Toole – Chöre Chor der Deutschen Oper Berlin  – Orchester Orchester der Deutschen Oper Berlin

Chöre Chor der Deutschen Oper Berlin

Orchester Orchester der Deutschen Oper Berlin

@ Bettina Stöß

Zum Inhalt

Die Uraufführung von ANNA BOLENA im Jahr 1830 markiert einen Wendepunkt der italienischen Oper: Mit diesem Werk gelang es dem 33-jährigen Gaetano Donizetti, aus dem Schatten Rossinis herauszutreten und dessen brillanter vokaler Virtuosität einen neuen, dramatisch expressiveren Stil entgegenzusetzen. Als Grundlage hatten sich Donizetti und Felice Romani, der bedeutendste Operntext-Autor seiner Zeit, einen der tragischsten und mithin auch wirkungsvollsten Stoffe der britischen Geschichte ausgesucht: den Prozess wegen angeblicher Untreue, mit dem der englische König Heinrich VIII. die Scheidung von seiner zweiten Frau Anne Boleyn betrieb und der mit der Hinrichtung der Königin endete. Damit befriedigten Donizetti und Romani einerseits die steigende Nachfrage nach „echten“, historisch verbürgten Stoffen, knüpften andererseits aber auch an die durch die Romane Walter Scotts ausgelöste Mode an, die England und Schottland als Hort blutrünstiger, tragischer Historiendramen etabliert hatten. Diesen Weg sollte Donizetti später mit Werken wie MARIA STUARDA und ROBERTO DEVEREUX fortsetzen, die sich zusammen mit ANNA BOLENA auf den Spielplänen als Tudor-Trilogie etabliert haben und seit ihrer Wiederentdeckung in den 1950er/60er Jahren immer wieder großen Operndiven wie Joan Sutherland, Montserrat Caballé, Leyla Gencer und Edita Gruberová Gelegenheit gaben, die Kunst des dramatischen Belcanto weiterzuentwickeln. Freilich verlangt ANNA BOLENA nicht nur eine charismatische Titelheldin – auch die übrigen Partien des Stücks, vom skrupellosen König über seine neue Geliebte Giovanna Seymour bis zu Annas Jugendfreund und vorgeblichem Geliebten Percy verlangen Interpret*innen, die Ausdrucksstärke und Stimmschönheit mit technischer Brillanz verbinden.“ [Deutsche Oper Berlin]

 

Zur Inszenierung
„Seit drei Jahrzehnten gehört der New Yorker David Alden zu den international erfolgreichsten Regisseuren des Musiktheaters und hat sein Können an der Deutschen Oper Berlin in den letzten Jahren mit Brittens PETER GRIMES und BILLY BUDD, aber auch mit seiner gefeierten Inszenierung von Meyerbeers LES HUGUENOTS gezeigt. Auch seine Sicht auf ANNA BOLENA ist von der Balance zwischen Tragödie und augenzwinkerndem Humor geprägt, die vor allem Aldens Sicht auf die Historienopern des 19. Jahrhunderts prägt. Während die Kostüme das Dekor des 16. Jahrhunderts wahren, spielt Alden virtuos mit den Zeitebenen, indem er stilistische Zutaten aus dem England der Thatcher-Zeit einbezieht und einige britische Eigenheiten aufs Korn nimmt. Im Zentrum steht freilich die Tragödie der Titelheldin, die schnörkellos und eindringlich bis zum blutigen Ende erzählt wird.“ [Deutsche Oper Berlin]

@ Bettina Stöß

Besuchsbericht:

Der englische König Heinrich XIII, war mit der Geburt seines Kindes mit Anne Boleyn nicht zufrieden, weil er sich als seinen Nachfolger einen Jungen gewünscht hatte und jetzt ein Mädchen diesen Platz einnahm. Elisabeth. Er war der Überzeugung, dass ein Mädchen nicht den Aufgaben und den Anforderungen eines Nachfolgers entsprach. Er sollte sich gewaltig irren, das Kind, die spätere Elisabeth I wurde eine herausragende Persönlichkeit als Königin, wie auch Elisabeth II in der heutigen Zeit.

Heinrich konnte Anne nicht einfach verstoßen, er wollte sie beseitigen, damit er ihre Hofdame heiraten konnte. Er beschuldigte sie der Untreue und ließ sie hinrichten. Soweit die historischen Vorgaben. Gaetano Donizetti entwickelte aus den historischen Ereignissen der Geschichte eine Tragedia Lirica und führte sie 1830 unter dem Titel „Anna Bolena“ in Mailand zur Uraufführung.

Die Oper beginnt mit einer Szene im Thronsaal, am frühen Morgen. Auf dem Thron schläft ein kleines Mädchen, das sollte die spätere Elisabeth die Erste werden.

Die Handlung nimmt ihren Lauf. Die Bühne füllt sich und es wird die Geschichte ihres Vaters, Heinrich VIII erzählt, die bis zum Tode ihrer Mutter, Anne Boleyn führen wird. Heinrich spinnt Intrigen und spielt mit dem Schicksal der Beteiligten. Die ganze Liebesgeschichten Heinrichs werden aufgerollt und die Intrigen, die er erfindet und konstruiert, um seine Frau Anna der Untreue zu beschuldigen, um eine Handhabe zu haben, um deren Hofdame Giovanna Seymour zu ehelichen, um endlich eine männlichen Nachfolger zu zeugen.Er scheut keine Lügen und Anschuldigungen um sein Ziel zu erreichen. Die Inszenierung überrascht mit vielfältigen und überraschenden Effekten und Abläufen, die die Handlung begleiten. Turbulente Szenen wechseln mit intimen Szenen und es gibt an keiner Stelle einen Leerlauf, es erscheinen laufend neue Bilder und wechselnde Situationen. Ein überwältigendes Angebot an Bühnen- und Szeneeffekten, auf der Bühne und in der Handlung.

Ein begeisternder Abend in der Deutschen Oper, zum Ende ein überwältigender Applaus für die Künstler, das Orchester unter Enrique Mazzola und der Sänger, besonders auch der „kleinen Elisabeth“.

Peter Dahms [OpernInfo-Berlin.de –  www.Dahms-Projekt.de/Wordpress]

Alle Fotos @ Bettina Stöß