Premiere „Die tote Stadt“

Besuchsberichte OPER Termine

Oper in drei Bildern [1920] von Erich Wolfgang Korngold
Besuch der PREMIERE am So., 30. September 2018
in der Komischen Oper Berlin


Musikalische Leitung Ainārs Rubiķis
Inszenierung Robert Carsen

Mit:

Paul Aleš Briscein
Marietta/Erscheinung Maries Sara Jakubiak
Frank, Pauls Freund/Fritz, der Pierrot Günter Papendell
Brigitta, Pauls Haushälterin Maria Fiselier

„Nach dem Tod seiner Frau Marie hat sich Paul vollkommen in seine »Kirche des Gewesenen« zurückgezogen. Abgeschottet nach außen lebt er einzig der Erinnerung an die Verstorbene, als eines Tages die Tänzerin Marietta auftaucht, die Marie zum Verwechseln ähnlich sieht. Er verliebt sich in sie und will doch letztlich nur die verlorene Tote wieder zum Leben erwecken.[…]“ – [Komische Oper Berlin]


Besuchsbericht:
 

Paul hat seine Frau Marie durch Tod verloren, mit einer nicht näher bezeichneten Ursache. Er kann den Verlust nicht verwinden und zieht sich in sein Haus zurück. Er ernennt ihr gemeinsames Schlafzimmer zur „Kirche des Gewesenen“, sammelt darin Erinnerungen, gegenständlicher und  symbolischer Art und versenkt sich in seine Trauer. Als sein Freund Karl ihn besucht, um ihn aus seiner Trauerlethargie zu befreien, erzählt er ihm, dass er eine Frau, sie ist Tänzerin und heißt Marietta, kennengelernt hat. Sie ist für ihn, durch ihre große Ähnlichkeit, eine Auferstehung seiner verstorbenen Frau Maria.

Foto: © iko freese drama berlin de

Das Bühnenbild wechselt nun zwischen dem einfach eingerichteten bürgerlichen Schlafzimmer des verwitweten Paul, für ihn die „Kirche des Gewesenen“ zu einer opulenten Massenszene, der Osterprozession auf der Straße vor Pauls Haus. Dann wieder ein Wechsel zu Mariettas „Arbeitsstätte“, ein turbulentes Tanzstudio. Und zum Schluss wieder zum Eingangsbild in Pauls Schlafzimmer.

Die folgenden Ereignisse haben einige erzählerische Brüche und Ungereimtheiten, sind sie beabsichtigt oder ist das Nachlässigkeit? Wohl kaum! Hat er oder hat er nicht, Marietta mit den Haaren seiner Frau Maria erdrosselt oder war alles nur ein böser Traum, eine Fiktion, das bleibt offen. Die Oper endet mit der Botschaft, „es gibt keine Auferstehung“, die Situation entspannt sich und Paul entscheidet sich für einen Abschied von seinen obsessiven Erinnerungen und verlässt mit seinem Freund Frank die „Tote Stadt“.  Korngolds Komposition bringt einen Touch von Hollywoods großer Zeit in die Komische Oper. Die Musik ist gewaltig, auch geschuldet der Instrumentierung, die Korngold den damaligen Wünschen der Filmindustrie entsprechend vornahm. Er wurde dadurch der Lieblingskomponist der Filmindustrie, das war aber für seinem Ruf als Opernkomponist nicht förderlich. Für den neuen GMD der Komischen Oper war das jedoch eine gute Einführung. Das Publikum fand die Aufführung gut und applaudierte begeistert der Inszenierung, dem Gesang und der Musikumsetzung gleichermaßen. Etwas zögerlicher schien der Applaus für das Regieteam zu sein. Insgesamt eine gelungene Premiere zum Beginn der Saison.

Peter Dahms [OpernInfo-Berlin.de]


Weitere Termine:
Sep 2018 So 30. / Okt 2018 Sa 6. So 14. Mi 31.
Nov 2018 So 18. Mi 28. / Dez 2018 Fr 14. Di 25.
Jun 2019 Fr 28.


Alle Fotos © iko freese drama berlin de