Pelléas et Mélisande

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Drame lyrique in fünf Akten (1902)

Music von Claude Debussy
Text von Maurice Maeterlinck

Besuch am 14.Juni 2018 in der Staatsoper Unter den Linden

Musikalische Leitung Daniel Barenboim
Inszenierung Ruth Berghaus
Bühnenbild, Kostüme Hartmut Meyer

Foto (c) Monika Rittershaus

Ruth Berghaus führt mit ihrer Inszenierung vom März 1991, die die Staatsoper in einer Wiederaufführung zeigt, ihr Publikum in die Abgründe der menschlichen Seele. Das Bühnenbild macht die Oper von Claude Debussy nach dem Text von Maurice Maeterlinck zur Metapher der Wege und der Irrwege im menschlichen Verhalten. Es lässt durch seine minimalistische Darstellung viel Raum für eigene Interpretationen und Deutungen der Handlung in der in Dialogen nur mit Andeutungen gearbeitet wird und dadurch viel offen bleibt für eigene Spekulationen und Deutungen.

Foto (c) Monika Rittershaus

Die Handlung der Oper führt in eine vergangene Epoche, in das Königreich Allemonde (d.h. … beliebige Welten, das Geschehen könnte überall ablaufen.), in dem die beiden Halbbrüder Pélleas und Golaud mit ihrer gemeinsamen Mutter Genèviève und ihrem Großvater König Arkel leben. Golaud hat einen Sohn Yniold aus erster Ehe. Weitere Personen sind nur andeutungsweise in den Dialogen präsent. In diese Welt wird Mélisande durch ihre Heirat mit Golaud aufgenommen. Mélisande ist zwar mit Golaud verheiratet, sie fühlt sich jedoch zu dessen Halbbruder Pélleas hingezogen. Daraus entwickelt Maeterlinck mit seiner Erzählung ein Gespinst aus poetisch-melancholischen Verstrickungen, die in ihrer Entwicklung zu dramatischen Höhepunkten mit tiefen Momenten der Verlorenheit und der Sehnsucht nach Harmonie führen. Diese Situation steigert sich in ihrem Höhepunkt durch die Ermordung Pelléas durch seinen Halbbruder Golaud. Golaud drängt Mélisande, die ein Mädchen zur Welt bringt, ihre Untreue zu gestehen, doch sie stirbt.

Die Komposition von Claude Debussy unterstützt und unterstreicht die Gefühlsregungen und die dramatischen Entwicklungen in den Szenen, wenn vieles nicht gesagt wird, durch seine einfühlsamen Betonungen und die leisen Töne. Er treibt den Handlungsablauf vorwärts und führt ihn zu seinem tragischen Höhepunkt. Die Darsteller unterstützt die einfühlsame Umsetzung der Komposition von Claude Debussy durch das Orchester der Staatsoper unter dem Dirigenten GMD Barenboim in ihrer Aufgabe, Stimmungen und Situationen in ihrer Tragik und Ausweglosigkeit zu demonstrieren.

Foto (c) Monika Rittershaus

Das als die moderne Oper definierte Musikwerk Pelléas et Mélisande, zeigt dem Publikum eindringlich, was unter einer Komposition des 20. Jahrhunderts verstanden werden kann und zu welchen Leistungen die Staatsoper nach Ruth Berghaus in der Lage ist. Das war ein interessanter und nachdenklich stimmender Abend mit dem Erlebnis einer eindrucksvollen Aufführung.

Peter Dahms [OpernInfo-Berlin.de]

Übrigens: Wer sich intensiv und umfassend in die Arbeit von Ruth Berghaus und der wissenschaftlichen Analyse ihrer Inszenierungen von „Il barbiere di Sevilla“ und hier besonders in „Pelléas et Mélisande“ befassen will, dem kann das Buch aus dem transcript-Verlag: „Oper als Aufführung“ von Daniele Daude empfohlen werden. Es ist nicht nur für den interessierten Laien, sondern mehr auch für den Theaterwissenschaftler gewinnbringend zu lesen.
[transcript-Verlag 2014 in der Reihe Theater erschienen unter ISBN 978-3-8376-2493-9]

Weitere Termine: (wieder in der nächsten Saison 2018/2019)
25. Mai 2019 19:00 Uhr
29. Mai 2019 19:00 Uhr
1. Juni 2019 19:00 Uhr

7. Juni 2019 19:30 Uhr

Alle Fotos © Monika Rittershaus