Premiere „Winterreise“

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Besuch der Uraufführung am 11.Mai 2025 in der Staatsoper Unter den Linden

Choreografische Uraufführung am 15.Okt. 2018 vom Ballett Zürich

Wnterreise

Choreographie und Inszenierung von Christian Spuck
Musik von Hans Zender

Schuberts ‹Winterreise›. Eine komponierte Interpretation für Tenor und kleines Orchester

Franz Schuberts Winterreise, ein Zyklus aus 24 Liedern für Singstimme und Klavier auf Gedichte von Wilhelm Müller, ist im Herbst 1827, ein Jahr vor Schuberts Tod, entstanden. Der Zyklus gilt nicht nur als Höhepunkt in Schuberts Liedschaffen, sondern als Gipfel des deutschen Kunstlieds überhaupt. In 24 Momentaufnahmen fächert Schubert kaleidoskopartig die Stimmungslage eines verlorenen, verletzten und vereinsamten Charakters auf. Nur wenige Kunstwerke haben das Existentielle, das Zerrissene des Menschseins so erschütternd zum Ausdruck gebracht.“ StaatsBallett Berlin

Der deutsche Komponist Hans Zender bearbeitete den Zyklus unter dem Titel: Schuberts «Winterreise». Eine komponierte Interpretation. Zenders Fassung für Tenor und kleines Orchester, die 1993 in Frankfurt uraufgeführt wurde, ist weit mehr als eine einfache Orchestrierung. Ebenso einfühlsam wie radikal legt sie das Verstörungspotential des Zyklus frei und nähert sich den Gedichten Wilhelm Müllers noch einmal auf eigene Weise. Zender stößt in die dunkelsten Regionen des Menschseins vor. Mit seiner Interpretation fördert er Emotionen zu Tage, die bei Schubert unter der Oberfläche pulsieren und deckt die unheimlichen Schichten in der Tiefe der Musik auf.“ StaatsBallett Berlin

Foto @ Carlos Quezada

Ähnlich wie Hans Zender geht es Christian Spuck in seiner Inszenierung weniger darum, die äußerlichen Stationen des Reisenden zu bebildern, als sich vielmehr in ausgreifender Abstraktion mit dem Zyklus auseinanderzusetzen. In einer Mischung aus großen Ensembleszenen und einer Vielzahl intimer Solobilder unternimmt er eine Reise ins Innere des Menschen. Dabei erkundet er so zeitlose Themen wie Liebe, Sehnsucht, Entfremdung und Verlassenheit und ermöglicht mit den Mitteln des Tanzes eine neue Perspektive auf eines der großen Meisterwerke klassischer Musik.“ StaatsBallett Berlin

Alle Fotos @ Carlos Quezada

Besuchsbericht:

Christian Spucks Inzenierung bebildert die einzelnen Szenen und Erzählungen des Liedsängers, der sich als Tenor im Hintergrund (im Orchstergraben) befindet in einzelnen Tanzfolgen für Solodarstellung und für eine Gruppe von Tänzern. Der gesamte Zyklus von 24 Liedern in der Komposition von Franz Schuberts Winterreise wird dargestellt. Die tänzerische Umsetzung interpretiert in der Choreografie und im Kostüm, in dargestellten Gleichnissen den Gemütszustand eines Reisenden in einer stimmungsgeladernen (trostlosen) Landschaft. Das zeigt sich in der Umsetzung in großen Gruppenbildern, wechselnd mit intimen Solobildern, die die innere Zerrissenheit und Ziellosigkeit eines einzelnen Charaktes iinnerhalb bzw ausserhalb einer Gruppe demonstrieren. Der Ablauf ist eine pausenlose Folge der tänzerischen Beschreibung des menschlichen Innern, mit seinen Hoffnungen, Befürchtungen und Freuden.

Eine großartige Inszenierung vom Staatsballett in der Staatsoper Unter den Linden, man verlässt die Oper gefangen in den eigenen Gedanken zu den dargestellten Emotionen und Gefühlen, Wieder einmal eine denkwürdige Aufführung des Staatsballetts bleibt in der Erinnerung.

Peter Dahms [TanzInfo-Berlin.de]

Beitragsbild: Foto @ Carlos Quezada