„Jenufa“

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Von Leoš Janáček nach dem gleichnamigen Schauspiel von Gabriela Preissová

Uraufführung am 21.1.1904 in Brünn
(Premiere) am 13. Februar 2021 im Stream von der Staatsoper Unter den Linden Berlin auf 3sat-TV

Musikalische Leitung Simon Rattle
Inszenierung Damiano Michieletto

Bühnenbild– Paolo Fantin
Kostüme– Carla Teti
Mitarbeit Kostüm Giulia Giannino, Carsta Köhler
Licht– Alessandro Carletti
Choreographie – Thomas Wilhelm
Einstudierung Chor – Martin Wright
Dramaturgie – Benjamin Wäntig

DIE ALTE BURYJOVKA– Hanna Schwarz
LACA KLEMEŇ– Stuart Skelton
ŠTEVA BURYJA– Ladislav Elgr
DIE KÜSTERIN BURYJOVKA-Evelyn Herlitzius
JENŮFA– Camilla Nylund
ALTGESELL– Jan Martiník
RICHTER – David Oštrek
FRAU DES RICHTERS – Natalia Skrycka
KAROLKA – Evelin Novak
SCHÄFERIN– Aytaj Shikhalizada
Barena – Adriane Queiroz
Jano – Victoria Randem
Base – Anna Kissjudit

STAATSOPERNCHOR / STAATSKAPELLE BERLIN

Foto © Bernd Uhlig

(Besuchsbericht) Rezeption der Stream-Darbietung:

Nachdem ich mir die bestmögliche Bild- und Ton-Installation ausgewählt hatte, die ich privat zur Verfügung hatte, konnte ich mich dem Stream der Aufführung von 3sat aus der Staatsoper Unter den Linden widmen.
Die Darstellung war für diese Übertragung bestens eingerichtet. Die Großaufnahmen der Darsteller und die Totalen die den ganzen Bühnenraum zeigten gaben einen guten Überblick über den Aufführungsverlauf. Zwischendurch wurden auch der Chor, verteilt im gesamten Zuschauerraum, sowie der Dirigent und das Orchester in ihrem „Schutzbereich“ passend zum Auftritt eingeblendet. Insgesamt war die Aufführung für die geforderten „Umfeld Vorschriften“ optimal eingerichtet. Nun konnte ich mich voll auf die Aufführung konzentrieren.
Die Oper spielt in einem dörflichen Umfeld des tschechischen Sprachgebiets und gesungen wird deshalb auch in der Landessprache. Das ist für den Opernbesucher recht ungewöhnlich, wie der Klang der Sprache, mit der Mimik des Vortrags, den Ablauf und die Emotionen der Darsteller, die sehr dramatische Handlung entwickelt und unterstreicht.

Foto © Bernd Uhlig

Die Texte des Gesangs sind in Dialogen als Prosa dargestellt. Die Räumlichkeiten der Handlung sind in einem sehr abstrakten Bühnenbild, durch „Schleiervorhänge“ strukturiert ausgeführt. Für die Darsteller ist das eine besondere Herausforderung, in einer ungewohnten Sprache zu singen und sich in einem abstrahierten Raum zu bewegt erfordert eine hohe Anpassungsfähigkeit. Dieser Herausforderung hat man sich gestellt und eine beeindruckende Aufführung vorgestellt, der wohl weitere folgen werden, jedoch hoffentlich wieder in einer „normaleren“ Umwelt.

Peter Dahms [OpernInfo-Berlin.de]

Foto © Bernd Uhlig

Alle Fotos ©: Bern Uhlig


Eine notwendige Anmerkung:

Wie ich schon anderer Stelle bemerkt habe, „Das fehlende Dabeisein
möchte ich hier noch einmal zur Darbietung einer Oper im Stream meine persönliche Meinung wiederholen.

Die Wahrnehmung eines Stream in einer TV-Übertragung oder über eine Computer-Kommunikations-Anlage ist in keiner Weise mit der Real-Vor-Ort Erfahrung eines Opernbesuchers vergleichbar. Eine Oper ist zu einem großen Teil eine Musik, Gesang und Bild Darbietung. Wo auch immer ein Stream empfangen wird, ist die Qualität und die reale Empfindung von der jeweils am Sende- und am Empfangsort vorhandene Soundanlage und der Bilddarstellung, Bildschirm oder Bild-Projektionseinrichtung abhängig, sowie ebenfalls von dem Klangraum, indem diese Anlage beim Empfänger operiert. Weiterhin ist die Darstellung der Handlung abhängig von der Kameraführung durch die Kamera und die Schnitte und Perspektiven aus verschiedenen Kamerapositionen, die durch die Regie festgelegt werden.
All diese Wahrnehmungen sind bei einem Zuschauer vor Ort in einem Opernsaal wesentlich vielfältiger. Ich kann selbst meine Blickrichtung wählen, ich höre den vollen Klang des Orchesters aus der Richtung des Orchesters und ich kann die Stimmung im Saal in meine Wahrnehmungen aufnehmen. Daraus entsteht ein Gesamtbild, das mir keine technische Übertragung ersetzen kann.
Ich erkenne jedoch an und bin dankbar dafür, dass in Zeiten wie heute dies jedoch die einzige Möglichkeit (Video und DVD ähnlich) ist, eine Oper o.ä. für ein Publikum einzurichten. Es ist jedoch klar, das Streaming bleibt aber immer nur ein Notbehelf gegenüber einer Vor-Ort erlebten Aufführung.
Und an den Kritiker bleibt damit auch die Bitte, diese Einschränkungen zu berücksichtigen, um bei der Aufnahme und in der Bewertung eine eventuell nicht gerechte Beurteilung einer Aufführung zu vermeiden.

Peter Dahms (www.dahms-projekt.de)