PREMIERE „The Bassarids“

Besuchsberichte OPER Termine

von Hans Werner Henze (1966)

Besuch der Premiere am 13.Oktober 2019 in der Komischen Oper Berlin

Musikdrama in einem Akt von Wystan Hugh Auden und Chester Kallman [1966]
nach der Tragödie Die Bakchen des Euripides (engl.)

Musikalische Leitung Vladimir Jurowski –
Inszenierung Barrie Kosky –
Choreographie Otto Pichler –
Bühnenbild und Kostüme Katrin Lea Tag –
Dramaturgie Ulrich Lenz –
Chöre David Cavelius –
Licht Franck Evin-

Mit:
Dionysus Sean Panikkar –
Pentheus Günter Papendell –
Cadmos Jens Larsen –
Tiresias Ivan Turšić –
Captain of the royal guard Tom Erik Lie –
Agave Tanja Ariane Baumgartner –
Autonoe Vera-Lotte Böcker –
Beroe Margarita Nekrasova –
Chorsolisten der Komischen Oper Berlin Vocalconsort Berlin


„Vernunft, zwischen lustvollem Exzess und rationaler Kontrolle. Nach ihrem Erfolg mit Schönbergs Moses und Aron nehmen sich Vladimir Jurowski und Barrie Kosky nun eines in Monumentalität und Archaik ebenbürtigen Werkes an. Der junge Pentheus hat die Herrschaft in Theben übernommen. Doch ein Fremder unterwandert die Autorität des Königs, indem er zu Ehren des Gottes Dionysos das Volk zu rauschhaften Feiern, zur Hingabe an Vergnügen und Lust verführt.[…]“
[Komische Oper Berlin]


Besuchsbericht:

Heute wird der komplette Innenraum der Komischen Oper bespielt. Die Bühne ist in den Zuschauerraum verlängert, der Orchestergraben wurde dadurch zu eng für alle, dann platziert man eben den Rest der Musiker auf der Bühne, schön rechts und links auf der, nach hinten ansteigenden Operettenbühne. Natürlich gemeint als Amphitheater. Auf dessen Bühne, weit in den Zuschauerraum hinein spielt die Sitten- und der Kulturgeschichte der Menschheit im Spiegel der griechischen Antike. Damit nicht genug, so sind zusätzlich noch einzelne Posaunen rechts und links im zweiten Rang plattziert und für den besonderen Effekt, erscheint ein Solist auch mal im oberen Teil der Bühne auf einen Balkon oder man hört ihn aus dem Hintergrund des Zuschauerraums. Der Zuschauerraum ist bei dieser Enge dann auch ein weiterer Zugang zur Bühne, wie im oberen hinteren Teil der großen Treppe oder wie üblich recht und links der vorderen Bühne. Da bleibt dann selbstverständlich auch kein Platz für den obligatorischen Opernvorhang.

Diese längere Einführung soll nur verdeutlichen, welchen Eindruck diese Aufführung auf den Zuschauer macht. Der sollte, was man ja wohl voraussetzen kann, vorher den größten Teil des Librettos, bzw. der ganzen Handlung kennen. Die Handlung ist zwar arg kompliziert, sie erschließt sich jedoch gut durch den Gang der Handlung. Die Länge der Aufführung von 2 Stunden 20 (die Oper ist ein Einakter) verläuft wie im Flüge, wenn man sich ganz der Darstellung und der Musik hingibt.

Foto © Monika Rittershaus

Der Chor der Komischen Oper gibt der Handlung ihre Dramatik, während „Pichlers Tänzer“ ein turbulentes Leben in die Handlung bringen. Das „aufgelöste“ Orchester unter Vladimir Jurowski tut ein Übriges, diese Oper in der Inszenierung von Barrie Kosky zum Erfolg zu bringen. Wer als er kann denn noch so etwas Großartiges auf die Bühne bringen?

Wegen der Handlung, der Kampf zwischen der Vernunft und dem Exzess verweise ich nur auf das Libretto (und die eigene Lebenserfahrung), um die Bedeutung und die grundlegenden Wahrheiten in dieser, für die Menschheit traurigen Weisheit zu erkennen. Die Darsteller der einzelnen Rollen waren gut besetzt und überzeugend dargestellt. Am besten hat mir Sean Pankkar als Dionysos gefallen und auch Günter Papendell als Pentheus der König von Theben, der leider mit seiner Moral unterliegt und zum Schluss von der eigenen Mutter in Ekstase zerfleischt wird.

Das war wieder eine eindrucksvolle Aufführung der Komischen Oper, mit der Musik von Hans Werner Henze über ein Grunddilemma der menschlichen Kultur. Das Publikum war begeistert und der Applaus wollte nicht enden.

Peter Dahms [OpernInfo-Berlin.de / Dahms-Projekt.de]


Weitere Termine:
Okt 2019 So 13. 7 / Do 17. / So 20. /
Nov 2019 Sa 2. / Di 5. / So 10.
Jun 2020 Fr 26.

Alle Fotos © Monika Rittershaus