Entwürfe und Gefüge

Rezensionen Literatur

Kirsten Maar /
Entwürfe und Gefüge /
William Forsythes choreographische Arbeiten in ihren architektonischen Konstellationen

PRINT: 348 S., kart, 21 SW-Abbildungen, 14 Farbabbildungen
ISBN 978-3-8376-2377-2
PDF:
ISBN 978-3-8394-2377-6

im April 2019 in der Reihe TanzScripte | Band 28 im [transcript-verlag]

REZENSION:

Das Buch der Tanzwissenschaftlerin Kirsten Maar befasst sich in aller Ausführlichkeit und Tiefe mit den Grundlegungen und der Entwicklung der Choreografien William Forsythe‘s. Sie benennt die Technik nach Laban als „lebendige Architektur“, die im zeitgenössischen Tanz dem Körper und seiner Bewegung im Raum eine eigene unabhängige Dimension und Ausdruckkraft verleiht.

In seiner künstlerischen Entwicklung verfolgt und erweitert Forsythe mit der Emanzipation der choreografischen Form die Entwicklungen seiner Vorgänger in den 60er und 79er Jahren weiter und entwickelt durch die Dekonstruktion des klassischen Erbes und der völligen Lösung von der musikalischen Form eine eigene künstlerische Form. Er beschreibt Tanz als ein gleichrangiges Element neben Musik, Text, Bewegung und Ausstattung (Kostüme, Bühnenraum und Bühnenbild). Neu ist darin auch die Verwendung elektronischer Hilfsmittel, Computerhilfe und Lichtsteuerung zur Leitung und Begleitung der Tänzeraktionen. Für Forsythe ist der Tanz sich selbst genug in der Bewegung im Raum, ohne Beziehungen und Referenzen zu seiner jeweiligen Umgebung. Er postuliert, mit Tanz lassen sich alle menschlichen Emotionen und Sachverhalte formulieren und damit auch völlig neue Beziehungen und Sachverhalte kreieren und demonstrieren.

Kirsten Maar entwickelt in ihrer Untersuchung zur Entstehung einer Choreografie nach William Forsythe, die einzelnen Module oder Bausteine aus denen sich die Bewegung entwickelt nach ihrer Struktur, ihrer Bedeutung und ihrer Aufgabe im Zusammenhang. Sie begründet die leitenden theoretischen und historischen Vorgaben und die Einbindung in das räumliche Umfeld, sowie die Zuschauer, die in diesem Konzept auch einen wesentlichen Teil der Struktur darstellen. Sie beschreibt das Zusammenführen aller Elemente in eine komplette Choreografie die Forsythe durch ihren Inhalt beschreibt. Kirsten Maar fasst die Arbeiten Forsythes’s und die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zusammen und sieht in der Arbeit das Erkennen der „Raumstruktur in ihrer Architektur“.

Beispielhaft werden zum Abschluss reale Aufführungen von Choreografien unter den Aspekten einer performativ verstandenen Architektur betrachtet, analysiert und umgekehrt auch choreographisches Denken in den Bereich des Architektonischen übertragen. Das ist für sie ein zentrales Anliegen der vorliegenden Studie, darin sieht sie: „Choreografie als die Kunst, ein bewegliches Gefüge zu entwerfen“.

Das Buch kann in seiner Vollständigkeit der Beschreibung und der Tanzentwicklung als Nachschlagewerk für die Tanztechnik des zeitgenössischen Tanzes in jeder Handbibliothek seinen Platz finden.

Peter Dahms [TanzInfo-Berlin.de / Dahms-Projekt.de]