TiA – La Veronal „PASIONARIA“

Besuchsberichte TANZ Termine

30. Tanz im August 2018 – Besuch am 12. August 2018 im HAU1 – Deutschlandpremiere

Konzept, Künstlerische Leitung, Choreografie – Marcos Morau /
Choreografieassistenz -Lorena Nogal / Künstlerische und Dramaturgische Beratung – Roberto Fratini, Celso Giménez /
Von und mit – Àngela Boix, Chey Jurado, Ariadna Montfort, Núria Navarra, Lorena Nogal, Shay Partush, Marina Rodríguez, Sau-Ching Wong /


Mir war noch gut in Erinnerung als zum 27. Tanz im August 2015 Marcos Morau und La Veronal die Deutschlandpremiere von „VORONIA“ in der Schaubühne am Lehniner Platz zur Aufführung brachten. Ich war voll begeistert von dieser tiefsinnigen Performance und kann mich bis heute noch sehr gut an die einzelnen Szenen und an den tiefsinnigen Hintergrund erinnern, der in der Religion und das Schicksal seine Quellen hatte..

Foto © Alex Font

In seinem Stück „PASIONARIA“, der Begriff, der so viel bedeuten kann wie Traum oder Wirklichkeitsverdrängung oder auch Willenlosigkeit beschreibt Marcos Morau seine Ängste und Ahnungen über eine Welt in die wir unter dem Begriff Fortschritt gedrängt werden und dem wir uns widerstandslos ergeben. Eine Welt, die in ihrer ganzen Künstlichkeit uns aller Emotion beraubt die das individuelle und menschliche ausmachen.

In einem Vorraum zu einem Treppenaufgang spielt das ganze Stück. Es wird von Figuren bevölkert, die sehr skurril wirken und nichts von Menschlichkeit, Individualität oder Natürlichkeit zeigen. Auf auftretende Ereignisse wird automatisch reagiert, Reaktionen erfolgen aus einem programmierten Verhalten heraus rein schematisch und gefühllos. So werden einzelne Episoden des täglichen Zusammenlebens vorgeführt aus denen sich Reaktionen ergeben die sich in endloser Folge immer wieder in der gleichen Weise ereignen können oder ausgeführt werden.
Die Darstellung zeigt erschreckend real, wohin sich die Welt zu bewegen scheint und wogegen kein Widerstand erkennbar ist. Die dargestellten Szenen wirken in ihrer Aussagekraft erschreckend.
Die Ausführung der Performance ist perfekt und eindrucksvoll. Personen und Requisiten passen in das gleiche Schema und ergänzen sich vollkommen. Das ganze wirkt bei nüchterner Betrachtung wie eine Slapstick-Aufführung, leider sind die Aussichten auf diese Entwicklung sehr real.

Foto © Alex Font

Morau hat wieder einmal eine sehr aufwendige Choreografie geschaffen, die zum Nachdenken und zum Fürchten geeignet ist. Tiefsinnige Gedanken wurden hier verarbeitet um aufzurütteln und Entwicklungen an die Oberfläche zu bringen und darüber nachzudenken oder dagegen zu arbeiten, wenn das wohl für den Einzelnen noch möglich wäre. Begeisterter Beifall war der Lohn für diese eindrucksvolle und perfekt choreografierte Arbeit.

Peter Dahms [TanzInfo-Berlin.de]


Alle Fotos © Alex Font